Kindererholungskuren in der Bundesrepublik Deutschland

Seit einigen Jahren gibt es in der Bundesrepublik vermehrt gesellschaftliche, politische und historische Anstrengungen zur Aufklärung von verschiedenen Missbrauchstatbeständen an diversen gesellschaftlichen Gruppen mit und ohne Behinderungen im Zeitraum zwischen 1950 und 1990. In nahezu allen Fällen konnten die Taten geschehen, ohne dass Aufsichtspersonen tätig geworden sind oder genauer hingeschaut haben. Dies betrifft insbesondere die Kindererholungskuren, die zwischen 1950 und 1980 mit Unterstützung öffentlicher Stellen, aber fast ausnahmslos ohne Aufsicht über die Heime stattfanden. 

In diesem Zeitraum wurden Tausende von Kindern in Kinderheimen oder Sanatorien verschickt, um dort gesundheitlich behandelt zu werden. Die oft noch sehr kleinen Kinder waren, teilweise über mehrere Wochen allein in einer fremden Umgebung mit sehr speziellen, von medizinischen Vorgaben geprägten Regeln. Im Rückblick war dieser Aufenthalt für die einen wenig bemerkenswert und unauffällig, andere erinnern sich jedoch an rigide pädagogische Maßnahmen, psychische Demütigungen, körperliche Gewalt, Medikamentenmissbrauch oder sexuelle Übergriffe. Auch in Rheinland-Pfalz gab es etwa 80 solcher Einrichtungen der Kinderkur und viele Betroffene haben das Bedürfnis nach Aufarbeitung der Geschehnisse.   Aber nicht nur aufgrund der aktuellen Präsenz der Thematik der sogenannten „Verschickungskinder“ in der öffentlichen und politischen Diskussion, steht dieser Forschungsbereich im Mittelpunkt einer sehr erfolgreichen Kooperation zwischen dem Institut für Pädagogik der Universität Koblenz und dem Landeshauptarchiv Koblenz.  Denn im Zusammenhang mit den Kindererholungskuren ist es eine wichtige Aufgabe der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Anfragen von Betroffenen zu beantworten und weiterführende Recherchehinweise zu geben oder wissenschaftliche Projekte zu beraten und zu unterstützen. Die erfolgreiche Kooperation zwischen dem Institut für Pädagogik der Universität Koblenz und dem Landeshauptarchiv ist dabei ein weiterer Versuch, die schwierige Quellenlage zu verbessern und Betroffenen und Forschenden möglichst vielfältige und weitreichende Hilfestellungen an die Hand zu geben. 

 

 

Kontakt

Dr. Jörg Pawelletz
j.pawelletz(at)lav.rlp.de
0261 9129-120