Beispiele aus den Wiedergutmachungsakten der Landesarchivverwaltung RLP

Die in der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz verwahrten Unterlagen zur sogenannten "Wiedergutmachung" enthalten zahlreiche Informationen zu bekannten und interessanten Persönlichkeiten und ihrem jeweiligen individuellen Lebensweg während der nationalsozialistsichen Herrschaft. Hier erhalten Sie Einblick in einige beispielhafte Schicksale. 

Schicksale

Geboren am 20.02.1902 in Kusel
Gestorben am 25.12.1965 in Kusel
Reichstagsabgeordneter
Politisch Verfolgter (KPD)

Quelle: Best. 927 Nr. 767

Fritz Benedum stammte aus einer Kuseler Arbeiterfamilie. Er besuchte die Volksschule Kusel und arbeitete danach bei einer Textilfabrik. Von 1919 bis 1921 war er Mitglied des Deutschen Metallarbeitsverbandes und der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Seit 1921 war Benedum Mitglied der KPD und seit 1928 des Bezirkstags Kusel sowie ab 1929 Stadtrat von Kusel. Vom November 1932 bis zum März 1933 gehörte Fritz Benedum dem Reichstag als Abgeordneter der KPD für den Wahlkreis 27 (Pfalz) an.
Zwar wurde Benedum nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 05.03.1933 erneut zum Reichstagsabgeordneten gewählt, konnte dieses Mandat jedoch als KPD-Abgeordneter nicht mehr wahrnehmen. Nachdem am 08.03.1933 ein Haftbefehl gegen ihn erlassen worden war, emigrierte er ins Saargebiet, bevor er auf Anordnung der KPD im Juni 1933 in das Deutsche Reich zurückkehrte. Kurz nach seiner Ankunft wurde er jedoch in „Schutzhaft“ genommen und saß vom 28.06.1933 bis zum 11.07.1933 im Gefängnis Kusel.
Aufgrund seiner antifaschistischen Einstellung konnte Benedum kein längerfristiges Arbeitsverhältnis eingehen, so dass er auch für die Schäden im beruflichen Fortkommen eine Entschädigung beantragte. Zwischen Juli 1933 und September 1938 wurde er für insgesamt 969 Tage (32 Monate und 9 Tage) Verdienstausfall entschädigt. Am 01.09.1939 wurde Benedum im Gerichtsgefängnis Ludwigshafen (Rhein) festgehalten und von dort aus in das Konzentrationslager Buchenwald (Nummer 6029, Block 39) überführt. Dort kam er am 11.09.1939 an und blieb bis zum 11.01.1940 inhaftiert.
Während er als wehrunfähig entlassen wurde, musste er ab 1942 dennoch als Soldat dienen und wurde 1945 von den Amerikanern auf dem Feldflugplatz Landstuhl festgenommen. Nachdem er am 06.05.1946 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden war, arbeitete als Kraftfahrer und war weiterhin lokalpolitisch aktiv.
(Maurice F. Weishaupt)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. H 91 Nr. 3290 (Gestapokartei Neustadt a.d. Weinstraße)
BArch R 58/8 (Personalbögen der Mitglieder der KPD)
BArch B 564/496 (Liste der Abgeordneten der Nationalversammlung und des deutschen Reichstags)
Bundesstiftung Aufarbeitung: „Benedum, Fritz“, in: Hermann Weber und Andreas Herbst (Hg.), Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945, online verfügbar unter: Benedum, Fritz | Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (bundesstiftung-aufarbeitung.de) [letzter Zugriff am 13.08.2024]
RHEINPFALZ-Redaktion, „Einziger Kuseler im höchsten Parlament“, in: Die Rheinpfalz, online verfügbar unter: Einziger Kuseler im höchsten Parlament - Rheinpfalz - DIE RHEINPFALZ [letzter Zugriff am 13.08.2024]

Jakob Blum (Best. 927 Nr. 2354)
Geboren am 29.11.1886 in Mannweiler/Rockenhausen
Katholischer Pfarrer
Politisch und religiös Verfolgter (Katholische Kirche)

Blum leitete ab 1920 für die Pfarrei Meckenheim-Treidelsheim und wirkte dort auch als Religionslehrer. Der Pfarrer war schon vor 1933 politisch tätig gewesen und soll als Redner der Bayrischen Volkspartei hervorgetreten sein. Außerdem soll er sich bereits ab 1929 für einen Ausschluss von NSDAP-Anhängern aus der Kirche ausgesprochen und hierzu sogar einen Brief an das Bistum Speyer gesandt haben. Jedoch hatte der Antirepublikaner und „Antibolschewist“ Blum auch Sympathien für den Nationalsozialismus und wohl nach eigener Aussage mehrmals Hitler gewählt. Streitpunkt für den Katholiken war die Kirchenfeindlichkeit der NS-Ideologie.

Nachdem er sich kurz vor der Reichstagswahl 1933 nochmals öffentlich gegen die NSDAP ausgesprochen hatte, geriet der Geistliche nun verstärkt in das Raster der lokalen Nationalsozialisten. Am 23. Juni des Jahres wurde das Pfarrhaus im Zuge einer Protestveranstaltung gegen den Geistlichen gestürmt und verwüstet. Die SA zerrte Blum, der erst am Abend nach Meckenheim zurückkehrte, aus seinem Auto und misshandelte ihn. Im Anschluss wurde er mit weiteren Personen in Schutzhaft genommen und nach Neustadt verbracht. Nach erfolgter Unterschrift auf einer Erklärung, bei weiteren Predigten auf Politik zu verzichten, kam er am nächsten Tag wieder auf freien Fuß und kehrte nach Meckenheim zurück. Für seine Schutzhaft erklärte er weniger die NS-Aktionäre als die ortsansässigen Protestanten für schuldig.

Am darauffolgenden Montag fand Blum in der Schule eine Tafel auf dem Gang vor, die ihn als „schwarzen Bolschewisten“ verschmähte. Nachdem er sich darüber bei dem Bezirksamt beschwerte, wurde die Tafel gut sichtbar an eines der Schulfenster gestellt und verblieb dort noch mehrere Tage. Ein Jahr später unterließ es der Pfarrer am 1. Mai die Kirchenglocken zu läuten und erhielt daraufhin einen Drohbrief der Ortsgruppe. Es folgten Hausdurchsuchungen durch die Gestapo und ein Verhör beim Kreisleiter. Weil er 1937 Aussagen eines amerikanischen Bischofes in einer Predigt wiederholt hatte, wurde er außerdem wegen Vergehen gegen das „Heimtückegesetz“ angezeigt. 1938 entzog man Blum die Lehrerlaubnis, da er sich weigerte, in der Schule mit dem Hitlergruß zu grüßen.

Nach dem Krieg wechselte er 1949 auf die Pfarrstelle nach Mußbach und setzte sich für die Katholiken dort für den Bau einer Kirche ein.

Blum beantragte 1948 eine Anerkennung als Opfer des Faschismus. Im Zuge dessen wurde ihm zwar eine Soforthilfe von 50 DM gezahlt, er aber nicht als sog. „Ausweisträger“ anerkannt. Als ihm 1951 das Amt für Wiedergutmachung in Neustadt a.d.W. Antragsformulare zusendete, ließ er diese unbeantwortet. Eine Rückfrage 1955 beantwortete er damit, dass er „Schäden und Verluste im Sinne des BEG […] nicht erlitten“ habe.

(Leon Fouquet)

Quellen- und Literaturhinweise:

LA Sp Best. H 3 Nr. 9842 (Personalakte Blum, Jakob)
LA Sp Best. H 3 Nr. 11938 (Enthält auch: Anfeindung des katholischen Pfarrers Jakob Blum durch die NSDAP 1933)
LA Sp H 91 Nr. Nr. 127 (Gestapo-Akte Blum, Jakob)
LA Sp H 41 Nr. 217 (Enthält u.a.: Ermittlungs- und Disziplinarverfahren gegen Pfarrer Jakob Blum wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz (1933-1938))

Die Rheinpfalz: „Ein Pfarrer zwischen Auflehnung und Anpassung“, online verfügbar unter: www.rheinpfalz.de/lokal/neustadt_artikel,-lokalgeschichte-ein-pfarrer-zwischen-auflehnung-und-anpassung-_arid,5548128.html (Letzter Zugriff: 27.02.2025)
 

Geboren am 12.08.1890 in Elberfeld
Gestorben am 01.08.1966 in Neustadt an der Weinstraße
Ministerialdirektor, Minister für Arbeit in Kabinett Altmeier I (1947–1949)
Politisch Verfolgter (SPD)

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 1826

Geboren am 12. August 1890 in Elberfeld, engagierte sich Wilhelm Bökenkrüger bereits früh gewerkschaftlich. Während der Weimarer Republik war er fortan bis 1933 Direktor des Arbeitsamts Wuppertal. Als Sozialdemokrat galt er als politischer Gegner, weshalb er 1933 durch die Nationalsozialisten gemäß § 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vorzeitig in den Ruhestand versetzt wurde. Zwischenzeitlich wurde er von den Nationalsozialisten in Schutzhaft genommen, ins Gefängnis verbracht und sogar ins Konzentrationslager deportiert. Fortwährend arbeitete Bökenkrüger zunächst als Buchhändler in Neustadt (Weinstraße), später in Metz.
1945 wurde Wilhelm Bökenkrüger mit dem Neuaufbau der Arbeits- und Sozialverwaltung im Gebiet Mittelrhein-Saar vertraut. Bereits 1946 beantragte er eine Wiedergutmachung – er wiederholte seine Anträge 1948 und 1951. Sein Antrag auf Entschädigungszahlung für Schäden im „beruflichen oder wirtschaftlichen Fortkommen“ war nach einigen behördlichen Unstimmigkeiten jedoch erfolgreich. Bereits 1946/47 war er Mitglied der Beratenden Landesversammlung von Rheinland-Pfalz.
Am 09. Juli 1947 wurde er als Minister für Arbeit in das Kabinett I der Landesregierung Rheinland-Pfalz von Ministerpräsident Peter Altmeier berufen. Sein Rücktritt erfolgte jedoch bereits schon am 20. Oktober 1949 aufgrund eines Protests gegen die Abberufung des Oberregierungspräsidenten Franz Bögeler. 
(Maurice F. Weishaupt)

Abbildung: LHA Ko Best. 710 Nr. 335 (ebenfalls in LA Sp Best. X 3 Nr. 248)

Quellen- bzw. Literaturhinweise:
BArch, R3903/10041 (Personalakte der Tätigkeit als Arbeitsamtsdirektor)
LHA Ko  Best. 700,145 Nr. 543 UNr. 2 (Sammlungsbestand Wolff, Gustav)
LHA Ko Best. 710 Nr. 280–281, 306, 335, 421, 991, 3993, 10242 (diverse Fotografien)
LHA Ko Best. 710BA Nr. 226408 (Fotos der Teilnehmer der Rittersturz Konferenz)
LHA Ko Best. 860 Nr. 2573 UNr. 00009 (Ordensakte, großes Verdienstkreuz)
LHA Ko Best. 860 Nr. 10068 (Niederschrift der Pressekonferenz vom 30.07.1948)
LHA Ko Best. 860P Nr. 10747 (Personalakte des Bökenkrüger, Wilhelm)
LHA Ko Best. 860Z Nr. 41 (Publizistisches Schriftgut)
LHA Ko Best. 861 Nr. 70; 72 (Gesetze)
LHA Ko Best. 927 Nr. 1826 (Antrag auf Individualentschädigung)
LHA Ko Best. 930 Nr. 4817, 5001, 15093, 15699–15700, 37302, 38581 (Handakten und Personalakte)
LA Sp Best. J 6 Nr. 37302 (Wiedergutmachungsprozess)
LA Sp Best. R 18 Nr. 38581 (Entnazifizierungsschein mit „Persilschein“ von Bökenkrüger ausgestellt)
LA Sp Best. V 52 Nr. 33 UNr. 2, 10 (Briefe an Vorstand der SPD)
LA Sp Best. X 3 Nr. 248 (Bild von Bökenkrüger)
LA Sp Best. Y 24 Nr. 23587 (Appell an Frauen und an Landbevölkerung zur Unterstützung der Kriegsgefangenen)
 

 

 

 

Bebilderung: 

Geboren am 02. Juni 1900 in Saargemünd
Gestorben am 31. Mai 1978 in Landstuhl
Studienprofessor und Schriftsteller
Politische Gegnerschaft

Quelle: LHA Ko Best. 927, Nr. 807

Buchheit promovierte nach seinem Studium der Geschichte, Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte bei Oskar Walzel (1864-1944) und war in den späten 1920er Jahren Vorsitzender des Literarischen Vereins der Pfalz. Er arbeitete als Lehrer in Pirmasens und München, war aber vor allem als Schriftsteller tätig, der sich vorwiegend mit dem Geheimdienst des „Dritten Reiches“ beschäftigte, aber auch das Papsttum und Rainer Maria Rilke thematisierte.
Buchheit wurde 1970 für seine wissenschaftliche Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Auch erhielt er den Pfalzpreis für Literatur im selben Jahr. Seinen Antrag auf Wiedergutmachung nach dem LEG fokussierte er vor allem auf den Schaden am beruflichen Fortkommen zwischen 1934 und 1939, besonders auf seine Tätigkeit als Schriftsteller. Erst nach Kriegsbeginn konnte er diese „in kleinstem Umfang wieder aufnehmen“, dieser Antrag wurde aber abgelehnt. Sein zweiter Antrag bezog sich auf eine Körperverletzung durch SS-Leute 1934, wofür er die ärztlichen Behandlungskosten von 80 RM als umgestellte 16 DM ausgezahlt bekommen hat.
(Daniel Andernach)

Quellen:
LA Sp Best. H 14 Nr. 6883 (Nachweis über „arische“ Abstammung)
LA Sp Best. H 18 Nr. 349 (Personalakte)
LHA Ko Best. 860 Nr. 6737 (Personalakte)
LHA Ko Best. 927 Nr. 807 (LEG-Akte)

Geboren am 08.11.1914 in Solingen
Gestorben am 31.01.1996 in Düsseldorf
Widerstandskämpfer, KPD-Politiker
Politisch Verfolgter (KPD)

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 2038

Buschmann begann nach seinem Volksschulabschluss 1929 eine Lehre als Elektriker. Zur selben Zeit wurde er Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes, bei dem er ab 1933 als Bezirksleiter fungierte. 1934 trat er dann in die bereits verbotene KPD ein.
Ein Jahr später musste Buschmann aus Deutschland fliehen und konnte (nach einem kurzen illegalen Aufenthalt in den Niederlanden) als Gastdelegierter des VI. Weltkongress der Kommunistischen Jugendinternationalen nach Moskau reisen. Hier begann er auch ein Studium an der Leninschule der Komintern. Im Februar 1937 schloss sich Buschmann den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg an. Er wurde zunächst Zugführer einer Maschinengewehr Kompagnie und im März 1938 Kommandeur des Bataillons „Edgar André“. Nach dem Sieg der Truppen Francos 1939 zog er sich über die Grenze nach Frankreich zurück und wurde dort unverzüglich als Interbrigadist verhaftet.
Über die Internierungslager St. Cyprien und Gurs kam er im Mai 1940 in das Lager Le Vernet. Dort wurde er 1942 verhaftet und als politischer Häftling in das Sondergefängnis Castres verschleppt. Um einer Auslieferung nach Deutschland zu entgehen, brach er 1943 mit weiteren Häftlingen aus und tauchte unter dem Namen „Louis Lacherez“ in Frankreich unter. Hier schloss er sich der Résistance an, wurde Mitglied der KPD-Leitung in Lyon und der südfranzösischen Regionalleitung der Bewegung „Freies Deutschland“. Gleichzeitig fungierte er als Militärberater des Partisanenbataillons Carmagnole-Liberté.
Nach dem Krieg kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm zunächst einen Posten als persönlicher Sekretär des Koblenzer Bürgermeisters. Ab Oktober wurde er Mitglied des Koblenzer Bürgerrates. Buschmann beteiligte sich außerdem führend am Aufbau der rheinland-pfälzischen KPD und der Einheitsgewerkschaft. Des Weiteren wirkte er ab 1946 als Provinzialkommissar für die Bereinigung in Wirtschaft und Verwaltung. 1947 wurde er Fraktionsvorsitzender der KPD im Landtag und übernahm 1950 den Landesvorsitz der Partei. Er siedelte zu Beginn der 50er Jahre in die DDR aus, kehrte aber 1956 wieder zurück. Nach dem KPD-Verbot trat er 1968 in die DKP ein. Das ehemalige NS-Opfer war zudem als Präsidiumsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und in führenden Funktionen bei verschiedenen Organisationen ehemaliger Widerstandskämpfer tätig.
Buschmann beantragte für Schäden an seiner Gesundheit und dem beruflichen Fortkommen Wiedergutmachung. Ihm wurde in keinem der beiden Punkte eine Entschädigung gewährt, u. a. deswegen, weil die Internierungslager nicht unter deutscher Kontrolle gestanden hätten. Auch eine Soforthilfe für Rückwanderer wurde ihm wegen seiner KPD-Mitgliedschaft verwehrt. Buschmann klagte bis zum Oberlandesgericht Koblenz gegen die Bescheide, verlor 1974 den Prozess aber endgültig.
(Leon Fouquet)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 700,287 (Nachlass Ernst Buschmann)
LHA Ko Best. 700,292 Nr. 5 (Biographische Unterlagen über Ernst Buschmann (Kopien))
Der Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz (Hg.), Die Stellvertreter des freien Volkes.  Die Abgeordneten der Beratenden Landesversammlung und des Landtags Rheinland-Pfalz von 1946 bis 2015, Wiesbaden 2016, S. 337-338
Klaus J. Becker, Die KPD in Rheinland-Pfalz 1946-1956, Mainz 2001
Gerhard Leo:, „Commandant Erneste“ in Villeurbanne unvergessen. Ein deutscher Spanienkämpfer in der Résistance: Ernst Buschmann, in: DRAFD-Information, Juli 2002, S. 15

Geboren am 3. November in Mainz
Gestorben am 30. Juli 1998 in Mainz
Historikerin und Archivarin im Stadtarchiv Mainz
NS-Gegnerschaft aus religiösen Gründen

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 319,    S. 3,    S. 5,    S. 26,    S. 40

Die in einer tiefgläubigen katholischen Familie aufgewachsene Darapsky studierte nach ihrem Abitur 1933 Geschichte, Germanistik und Musikwissenschaften in Frankfurt, Gießen und zuletzt Köln, wo sie am 23. Oktober 1939 promoviert wurde. Bereits im April 1939 hatte sie eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Mainzer Stadtarchiv erhalten. Es gab jedoch Schwierigkeiten bei der Verbeamtung, da Darapsky – wie ihre gesamte Familie – dem NS-Regime von Anfang an aus religiösen Gründen ablehnend gegenüberstand.
In einem Briefwechsel mit ihrem Bruder Emil tauschten sich die Geschwister offen über regimekritische Haltung aus. Einige dieser Briefe gelangten jedoch in die Hände der Gestapo. Am 14. Oktober 1943 wurden die Geschwister mit zwei weiteren Regimekritikern verhaftet und für drei Monate in Mainz in Untersuchungshaft gehalten. Am 20. Januar 1944 erfolgte die Überführung nach Berlin. Zu dem Zeitpunkt war Darapsky bereits aus dem Dienst der Stadt Mainz entlassen. Am 6. September 1944 fand der Prozess vor dem Volksgerichtshof mit der Anklage auf Wehrkraftzersetzung statt. Darapsky erhielt fünf Jahre Zuchthaus, während ihr Bruder zum Tod verurteilt und hingerichtet wurde. Bis zu ihrer Befreiung durch die Alliierten im Frühjahr 1945 verbüßte sie ihre Strafe im Zuchthaus Berlin-Moabit. Nach ihrer Rückkehr nach Mainz meldete sie sich sofort zum Dienst im Stadtarchiv zurück, wo sie die nächsten 30 Jahre verblieb. Mit Feststellungsbescheid vom 8. April 1952 bekam sie eine Entschädigung 2230 DM zugesprochen.
(Eike Alexander v. Boetticher)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 856 Nr. 133587 (Spruchkammerakte Ludwig Spazier)
LHA Ko Best. 856 Nr. 134051 (Spruchkammerakte Karl Oswald)
Hedwig Brüchert, Dr. Elisabeth Darapsky (1918–1998), in: dies. (Hg.), Rheinland-Pfälzerinnen, Frauen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur in den Anfangsjahren des Landes Rheinland-Pfalz (Veröffentlichungen der Kommission des Landtages für die Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz, Bd. 23), Mainz 2001, S. 78–80
Johannes Chwalek, Emil Darapsky. Katholik in feindlicher Zeit, in: Mainzer Zeitschrift Jg. 109, 2014, S. 147–155
Friedrich Schütz, Im Dienste der Stadtgeschichte. Zum Tod von Dr. Elisabeth Darapsky, in: Mainz. Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte Jg. 18, Heft 4, 1998, S. 98
Susanne Speth, „Ich konnt’s nicht glauben, lange nicht“. Eine Würdigung der Stadtarchivarin Dr. Elisabeth Darapsky, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, in: Mainz. Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte Jg. 33, Heft 4, 2013, S. 118–121

Geboren am 27. November 1898 in Oberzissen, Kreis Ahrweiler
Gestorben am 12. Mai 1971 in Oberzissen
Kaufmann, Amtsbürgermeister des Amts Andernach-Land, Mitglied der Beratenden Landesversammlung Rheinland-Pfalz
Politische Gegnerschaft

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 563,    S. 12,    S. 53,    S. 54

Nach Absolvierung der Volksschule und Teilnahme ab 1917 am Ersten Weltkrieg war er zunächst Arbeiter in Burgbrohl, bevor er die Privathandelsschule in Koblenz besuchte. 1926 trat er in die SPD ein und absolvierte ein Jahr später den Lehrgang an der Akademie der Arbeit in Frankfurt a.M. Von 1928–1930 war er Leiter der Nebenstelle Andernach des Arbeitsamts Mayen und später Geschäftsführer des Fabrikarbeiterverbands Deutschlands in Andernach, 1933 wurde er entlassen. Im selben Jahr wurde er zum Stadtverordneten in Andernach gewählt. In der NS-Zeit verdiente er seinen Lebensunterhalt als Kaufmann, nach dem Zweiten Weltkrieg war er unter anderem von 1945–1961 Amtsbürgermeister des Amts Andernach-Land sowie ab 1945 auch Mitglied des Stadtrats Andernach sowie des Kreistags und des Kreisausschusses Mayen. Fünf Wahlperioden lang (1947–1967) war er Mitglied der Beratenden Landesversammlung. Ihm wurde das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.
Laut eigenen Angaben wurde er als Gewerkschaftssekretär beim Verband der Fabrikarbeiter Deutschlands in der Verwaltungsstelle Andernach 1933 entlassen, einen Tag war er zudem inhaftiert, musste aber aus gesundheitlichen Gründen entlassen werden. Danach musste er sich noch ein Jahr lang täglich bei der Polizei melden. Ihm wurde eine Entschädigung von ungefähr 6000 Mark zugesprochen.
(Timo Bollen)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 710 Nr. 3364 (Überreichung des Großen Bundesverdienstkreuzes)
Der Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz (Hg.), Die Stellvertreter des freien Volkes. Die Abgeordneten der Beratenden Landesversammlung und des Landtags Rheinland-Pfalz von 1946 bis 2015, Wiesbaden 2016, S. 130–131
Hans-Peter Hexemer (Red.), 60 Jahre Parlament in Rheinland-Pfalz. Festveranstaltung aus Anlass des 60. Jahrestages der Konstituierung der Beratenden Landesversammlung am 22. November 2006 im Stadttheater Koblenz, Mainz 2007, S. 69
Bernhard Simon, Die Abgeordneten der 1. Wahlperiode des rheinland-pfälzischen Landtags vom 18. Mai 1947–17. Mai 1951, in: Rheinland-Pfalz entsteht. Beiträge zu den Anfängen des Landes Rheinland-Pfalz in Koblenz 1945-1951, hg. von Franz-Josef Heyen, Boppard 1984, S. 127–184, hier S. 145–146

Geboren am 08. März 1890 in Metternich
Gestorben am 02.10.1946 in Koblenz
Parteisekretär
Politische Gegnerschaft

Quelle: LHA Ko Best. 927, Nr. 600    S. 19,    S. 35,    S. 50,    S. 51

Johann Dötsch absolvierte nach der Volksschule eine Ausbildung als Maurer und war anschließend Soldat im Ersten Weltkrieg. Er trat bereits in den 1920er Jahren in die SPD ein und war dort zunächst Parteisekretär und von 1929 bis 1933 gewähltes Mitglied des Preußischen Provinziallandtages der Rheinprovinz.
Er wurde mehrfach nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verhaftet und musste als Handlungsreisender seinen Unterhalt verdienen.
Am 9. oder 10. September 1939 wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert, wo er erst am 2. Mai 1945 von alliierten Truppen befreit werden konnte. Er verstarb ein Jahr später im Städtischen Krankenhaus an einer Lungentuberkulose, die auf die Gefangenschaft zurückführen ist.
Seine Frau Anna Dötsch, geb. Alscheid (*14. Januar 1894) stellte mehrere Anträge auf Entschädigung, die mehrheitlich auch bewilligt wurden.
(Timo Bollen)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 662,007, Nr. 84, UNr. 002989 (Gestapoakte Peter Bauer)
LHA Ko Best. 662,007, Nr. 84, UNr. 007245 (Gestapoakte Hubert Bongartz)
LHA Ko Best. 662,007, Nr. 84, UNr. 014090 (Gestapoakte Wilhelm Eisele)
LHA Ko Best. 662,007, Nr. 84, UNr. 019108 (Gestapoakte Peter Fries)
LHA Ko Best. 662,007, Nr. 84, UNr. 019818 (Gestapoakte Friedrich Füllenbach)
LHA Ko Best. 714, Nr. 3235 (Aufruf zur Wahl Hindenburgs zum Reichspräsident)
https://www.mahnmalkoblenz.de/index.php/informationen/informationen-von-2020/das-tagebuch-von-johann-doetsch-gegen-das-vergessen [letzter Zugriff am 27.08.2024]
https://www.mahnmalkoblenz.de/PDF_AUF/Vor%2060%20Jahren_D%C3%B6tsch.pdf [letzter Zugriff am 27.08.2024]
https://www.mahnmalkoblenz.de/PDF/RZ_21_12_2000_Doetsch.pdf [letzter Zugriff am 27.08.2024]
https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/596/johann-dotsch [letzter Zugriff am 27.08.2024]

Geboren am 24.11.1901 in Trier
Gestorben am 06.12.1950 in Trier
Dreher und politischer Stützpunktleiter des Kampfbundes gegen den Faschismus Trier-Nord
Politisch Verfolgter (KPD)

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 768

Hans Eiden wurde am 24. November 1901 in Trier geboren und arbeitete nach seiner Ausbildung als Dreher bei der Deutschen Reichsbahn. Im Jahr 1929 trat Hans Eiden in die KPD ein und ließ seinen politischen Ansichten Taten folgen. Wegen seiner Tätigkeit als politischer Stützpunktleiter des „Kampfbundes gegen den Faschismus“ seit 1932 wurde er nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 in Schutzhaft genommen und 1936 wegen Hochverrats zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Verbüßung seiner Haft wurde er 1939 in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Dort wurde er 1944 Lagerältester, setzte sich für die Gefangenen ein und veröffentliche 1946 seinen Bericht „Das war Buchenwald“ über seine Erlebnisse im Konzentrationslager. Im Konzentrationslager soll er sich für die Verbesserung der Lebensumstände der deportierten Jüdinnen und Juden eingesetzt und sie vielfach vor den sogenannten Todesmärschen bewahrt und sie vor der SS beschützt haben.
Als erster Sekretär des KPD-Kreisvorstands Trier und als kommunaler Beirat für die KPD wurde Eiden im Jahr 1947 Abgeordneter des rheinland-pfälzischen Landtags. Bis zur Niederlegung seines Mandats führte er den Petitionsausschuss. Er war außerdem einer der Gründungsmitglieder der „Vereinigung der politischen Opfer des Faschismus“, die später Teil der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) wurde. Seiner Wiedergutmachungsakte ist leider kaum etwas zu entnehmen. Lediglich das mediale Interesse an seiner Person zeigt sich besonders deutlich posthum. Eiden verstarb 1950. Im Jahr 2014 wurde er von der Gedenkstätte Yad Vashem (Israel) als „Righteous Among the Nations“, also als Gerechter unter den Völkern, geehrt. Dieser Ehrentitel gilt nicht-jüdischen Personen, die sich unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft für das Wohl der Juden einsetzten und sie vor der Ermordung unter Einsatz ihres eigenen Lebens retteten. Im Jahr 2020 wurde dem Widerstandskämpfer der „Hans-Eiden-Platz“ vor dem Bürgerhaus in Trier-Nord gewidmet.
(Maurice F. Weishaupt)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 540,002 Nr. 957 (personenbezogene Sachakte der Betreuungsstelle „Opfer des Faschismus“)
LHA Ko Best. 719 Nr. 128 UNr. 06 (Film „Hans Eiden – der Held von Buchenwald“, 1987)
LHA Ko Best. 719 Nr. 258 UNr. 03 (Film „Porträt Hans Eiden“, 1992)
LHA Ko Best. 719 Nr. 285 UNr. 06 (Film „Der Lagerälteste von Buchenwald. Erinnerungen an den Widerstandskämpfer Hans Eiden“, 1993)
Beate Dorfey, „Der letzte Lagerälteste von Buchenwald“, in: Kurtrierisches Jahrbuch 35, S. 363–403
Beate Dorfey, „Hans Eiden – Porträt eines kommunistischen Widerstandskämpfers“, in: Hans-Georg Meyer (Hg.), “Eine nationalsozialistische Revolution ist eine gründliche Angelegenheit” (Die Zeit des Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz, 1), 2000
Beate Dorfey, „Hans Eiden – der letzte Lagerälteste von Buchenwald“ in: Veranstaltungen zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus 2007: Plenarsitzung, Vorträge und Ausstellung im Landtag Rheinland-Pfalz (Schriftenreihe des Landtags Rheinland-Pfalz, 34), 2007
Beate Dorfey, „Hans Eiden (1901–1950) – der letzte Lagerälteste von Buchenwald“, in: Landauf – landab: fünf Abgeordnete und 200 Jahre Demokratie- und Parlamentsgeschichte, hg. Der Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz, Red.: Sylvia Landau (Schriftenreihe des Landtags Rheinland-Pfalz, 53), 2012
Yad Vashem (Hg.), Eiden, Hans, 2014
Thomas Zuche (Hg.), Stattführer – Trier im Nationalsozialismus, 3. Auflage 2005, S. 134–135
 

 

Geboren am 29. Januar 1883 in Koblenz
Gestorben am 9. Februar 1955 in Linz am Rhein
Pfarrer
Politische Gegnerschaft

Quelle: LHA Ko Best. 927, Nr. 901    S. 16,    S. 63,    S. 65,    S. 66

Friedrich Erxleben wurde 1883 in Koblenz geboren und wuchs auch dort auf. Sein Abitur absolvierte er am Kaiserin-Augusta-Gymnasium. Er studierte Theologie und Philosophie in Trier, Wien, Heidelberg, Innsbruck und Rom. Danach promovierte er und wurde 1908 zum Priester geweiht.
Als Geistlicher nahm er am Ersten Weltkrieg teil und wechselte nach dem Krieg als Seelsorger der Polizei nach Berlin, da in seiner Heimatdiözese keine Pfarrstelle für ihn vorhanden war. Anfang der 1930er Jahre wurde Erxleben Mitglied im Solf-Kreis, einer Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus, die von dem ehemaligen Staatssekretär des Reichskolonialamts Wilhelm Solf gegründet wurde.
Erxleben wurde 1944 wegen Hochverrats verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. Aus dem Gestapo-Gefängnis an der Lehrter Straße in Berlin wurde er am Kriegsende von sowjetischen Soldaten befreit, ein Prozess wurde immer wieder verschoben und fand am Ende nicht mehr statt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Koblenz zurück und war als Seelsorger in Müden an der Mosel tätig. Er war bereits durch die Haft schwer erkrankt. 1951 ging er in den Ruhestand und starb kurze Zeit später im Jahr 1955.
In der Wiedergutmachungsakte werden besonders detailliert die Schäden an Körper und Gesundheit behandelt, wofür er eine Entschädigungszahlung erhielt.
(Timo Bollen)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 700,350, Nr. 3 (Briefe von Pfarrer Friedrich Erxleben an Notar Paul Weber)
Joachim Hennig, Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Koblenzer Raum, in: Jahrbuch für Westdeutsche Landesgeschichte 31, 2005, S. 381–423, hier S. 414–415
Ders., Widerständiges Verhalten aus christlichem Glauben. Friedrich Erxleben (1883–1955) zum 50. Todestag, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 30, 2004, S. 509–541
https://mahnmalkoblenz.de/PDF_AUF/Verfolgung%20und%20Widerstand%20in%20Koblenz_Erxleben.pdf [letzter Zugriff am 26.08.2024]
https://www.feinschwarz.net/vergessen-oder-verfemt-der-theologe-und-widerstaendler-friedrich-erxleben/ [letzter Zugriff am 26.08.2024]

Geboren am 18. September 1882 in Kaiserslautern
Gestorben am 23. Mai 1957 in Landau/Pfalz
Bürgermeister von Neustadt (1920–1933), Landrat des Landkreises Landau (1945–1949)
Politische Gegnerschaft

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 724,    S. 14,    S. 23,    S. 43    

Bis Herbst 1920 war Forthuber, der in Würzburg Rechtswissenschaften studiert hatte, beim Bezirksamt Landau als Bezirksamtmann tätig. Im Oktober 1920 wurde er parteiloser Bürgermeister von Neustadt. Nachdem er 1926 NSDAP-Versammlungen sowie die kostenlose Verteilung des NS-Presseorgans „Der Eisenhammer“ verboten hatte, stand er im Fadenkreuz der örtlichen Nationalsozialisten. Die NSDAP startete eine Hetzkampagne gegen ihn und warf Forthuber wegen dessen Bereitschaft zu einem Arrangement mit den Franzosen „Separatismus“ vor. Dabei wurde dieser generell als Vertreter des verhassten demokratischen Systems gebrandmarkt. Folge war eine ganze Reihe von juristischen Prozessen, die für Forthuber zwar oft erfolgreich liefen, die Attacken aber nicht stoppen konnten.
Am 10. März 1933 wurde Forthuber auf Anordnung von Gauleiter Josef Bürckel in „Schutzhaft“ genommen, die er zunächst für einige Tage im Amtsgerichtsgefängnis Neustadt und dann bis zum 4. Juni 1933 im dortigen Städtischen Krankenhaus „Hetzelstift“ unter Gestapoaufsicht verbrachte. Nach seiner Entlassung aus der Schutzhaft betätigte sich Forthuber nicht mehr politisch. In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde er als „unbelastet“ eingestuft, am 3. Mai 1945 zum kommissarischen Oberbürgermeister von Landau und am 5. Mai 1945 zum Landrat des Landkreises Landau in der Pfalz ernannt. Für seine Haftzeit erhielt Forthuber mit Feststellungsbescheid vom 28. September 1951 eine Entschädigung von 300 DM.
(Eike Alexander v. Boetticher)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 860 P Nr. 10702 (Personalakte)
LA Sp Best. H 4 Nr. 3918 (Personalakte)
LA Sp Best. H 91 Nr. 2758 (Gestapo-Akte)
LA Sp Best. J 6 Nr. 386–401 (Prozessakten zu Verfahren Forthubers)
Miriam Bress, Die frühen Verfolgungen. „Schutzhaft“ als Mittel zur Herstellung der Volksgemeinschaft, in: Markus Raasch (Hg.), Volksgemeinschaft in der Gauhauptstadt. Neustadt an der Weinstraße und der Nationalsozialismus, Münster 2020, S. 125–142, insbes. S. 139
Falko Heinz, Landau in der Pfalz unter französischer Besatzung 1945-1949, Frankfurt am Main, 2008, S. 310 mit Fn 755
Sarina Hoff, Weichenstellungen. Neustadt und seine politische Kultur 1918–1932, in: Markus Raasch (Hg.), Volksgemeinschaft, S. 71–96
Markus Raasch, Forthuber, Richard Forthuber, Richard (uni-mainz.de) [letzter Zugriff am 24.07.2024]
Hannes Ziegler, Forthuber gegen Förster. Ein politischer Prozess aus der Pfalz während der Weimarer Republik, in: Pfälzer Heimat, Jg. 40, 1989, S. 15–30
Hannes Ziegler, Die Separatismuspolemik in der pfälzischen NS-Presse (1926–1932), in: Wilhelm Kreutz/Karl Scherer (Hg.), Die Pfalz unter französischer Besetzung, Kaiserslautern 1999, S. 201–238, bes. S. 204–212

Geboren am 25.09.1899 in Grenzhausen (Westerwald)
Gestorben am 21.04.1943 in Berlin-Plötzensee
Keramiker
Politisch Verfolgter (KPD)

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 766

Der am 25.09.1899 in Grenzhausen geborene Hermann Geisen entstammte einer Arbeiterfamilie und trat 1929 in die lokale KPD ein. Dort bekleidete er diverse ehrenamtliche Funktionen (u. a. Gruppenkassierer, Ortsgruppenkassierer und politischer Leiter) und wurde im darauffolgenden Jahr 1930 arbeitslos. Am 03.05.1933 fand auf dem Dornberg in Wirges eine Razzia statt, an der neben zwei Frankfurter Kriminalbeamten auch über 1.500 SS-Männer beteiligt waren. Dabei wurden kommunistische Zeitschriften, Bücher und einige wohl kleinkalibrige Waffen gefunden. Nach der Razzia wurde die Hakenkreuzflagge auf dem Dornberg gehisst. Wenige Monate später, im Juli 1933, wurde die geheime Druckerei und Vervielfältigungsanstalt „Bombe“ in Wirges durch die SS zerschlagen und so die kommunistische Aufklärungsarbeit unterbunden.
Nachdem er nach dem Reichstagsbrand mehrere Wochen in Haft gesessen hatte, floh Geisen 1933 in das Saargebiet, bevor er sich 1936 als Kommandeur der „Centuria Thälmann“ und als Angehöriger der Internationalen Brigaden auf Seiten der Volksfrontregierung gegen die Franco-Diktatur in Spanien erhob. Nach einer schweren Verletzung, bei der Geisen sein rechtes Auge verlor, wirkte er einige Zeit im Militärkomitee der Katalanischen Sozialistischen Einheitspartei mit.
Im Jahr 1938 begab er sich nach Paris und 1939 illegal nach Brüssel. Dort übernahm er die Leitung einer Emigrantengruppe, bevor er 1940 im französischen Lager St. Cyprien interniert wurde. Während ihm im September 1940 noch die Flucht nach Toulouse und seine Rückkehr nach Brüssel gelang, endete seine Aufklärungsarbeit bereits drei Jahre später durch die Verurteilung zum Tode durch den „Volksgerichtshof“ am 12.01.1943. Unter anderem wurde ihm die Verteilung diverser Flugblätter zur Last gelegt, die zum Ende des „Dritten Reichs“ und zum Ende Hitlers aufriefen.
Die Hinterbliebene Emma Geisen geb. Soldat, geboren am 21.04.1900, beantragte erfolgreich diverse Entschädigungsleistungen für ihren hingerichteten Ehemann und sich selbst. Letztlich wurde durch ihren Antrag auch das Urteil des Volksgerichtshofs vom 12.01.1943 durch das Landgericht Koblenz aufgehoben.
(Maurice F. Weishaupt)

Abbildung: Zurschaustellung einer Gruppe von Kommunisten mit Tafel "Seht!!! Wir sind die Lumpen der Bombe von Wirges!" durch die Nazis in Wirges (Westerwald) am 28. Juli 1933, darunter Hermann Geisen (mit Schreibmaschine), LHA Ko Best. 700,287 Nr. 595

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 662,007 Nr. 84 UNr. 021204 (Gestapokartei Koblenz)
LHA Ko Best. 584,001 Nr. 975 UNr. 001-008 (Staatsanwaltschaft Koblenz, Straf- und Ermittlungsverfahren)
LHA Ko Best. 856 Nr. 117251 (Spruchkammerakten, Revisionsfälle)
Bundesarchiv, R 3001/146436 (Strafprozessakte wegen Vorbereitung zum Hochverrat)
Bundesarchiv, R 3001/146574 (Todesurteil gegen Hermann Geisen durch den VGH)
Bundesarchiv, R 3017/2430 (Akten beim Oberreichsanwalt beim VGH)
Bundesarchiv, R 3017/5145 (Akten beim Oberreichsanwalt beim VGH)
Bundesarchiv, R 3017/29574 (Urteil und Anklageschrift des Oberreichsanwalts beim VGH, Verfahrensunterlagen des RMJ)
Bundesarchiv, R 3017/29575 (Urteil und Anklageschrift des Oberreichsanwalts beim VGH) 
Bundesarchiv, R 3017/29577 (Gnadenheft, Erkennungsdienstliche Fotos beim Oberreichsanwalt beim VGH)
Bundesarchiv, R 3017/29578 (Vollstreckungsband beim Oberreichsanwalt beim VGH)
Bundesarchiv, R 3018/18400 (Bekanntmachung von Hinrichtungen)
Bundesarchiv, BILDY 10/679 (Biographische Fotosammlung)
Bundesarchiv, DY 30/38101 (Lebensdaten von Hermann Geisen in der SED Verwaltung)
Gedenkstätte Plötzensee, „Hermann Geisen“, in: Gedenkstätte Plötzensee, online verfügbar unter: Person - Gedenkstätte Plötzensee (gedenkstaette-ploetzensee.de) [letzter Zugriff am 12.08.2024] 
Mahnmal Koblenz, „035. Hermann Geisen“, in: Mahnmal Koblenz, online verfügbar unter: Mahnmal Koblenz – 035 Hermann Geisen [letzter Zugriff am 12.08.2024]
Otto Niebergall, „Der antifaschistische deutsche Widerstandskampf in Frankreich – seine Leitung und Entwicklung“, in: Dora Schaul (Bearb.), Résistance. Erinnerungen deutscher Antifaschisten. Berlin(Ost). 1973, S. 25 ff.
SWR RP, „Die Hermann-Geisen-Straße in Höhr-Grenzhausen“. 00:02:44-00:00:03:08, online verfügbar unter: Die Hermann-Geisen-Straße in Höhr-Grenzhausen - hier anschauen (ardmediathek.de) [letzter Zugriff am 12.08.2024]

Geboren am 03.03.1890 in Binsfeld
Gestorben am 30.11.1963 in Remagen
Bürgermeister in Morsbach/Landrat des Kreises Bitburg
Politisch Verfolgter (Zentrum)

Quelle: LHA Ko Best. 441 Nr. 17044    S. 8,    S. 15,    S. 17
Wiedergutmachungsakte: LHA Ko Best. 927 Nr. 1196

Nach seinem Schulabschluss 1910 studierte Josef Hammes zunächst Rechts- und Staatswissenschaften, bevor er sich 1913, nach bestandener Diplomprüfung, für ein Jahr zum militärischen Freiwilligendienst meldete. In Folge des Kriegsausbruchs wurde er dann in den Kriegsdienst eingezogen und erlitt im September 1916 an der Marne eine schwere Verwundung. Infolgedessen wechselte Hammes in den Verwaltungsdienst und war bis 1927 bei verschiedenen kommunalen Behörden tätig. Politisch betätigte er sich in dieser Zeit unter anderem im Kreistag Borken für die Zentrumspartei.
1927 wurde er zum Bürgermeister in Morsbach an der Sieg (Regierungsbezirk Köln) gewählt. Als 1929 die NS-Zeitschrift „Der Oberbergische Bote“ Hammes in mehreren Schmähartikeln verleumdete und beleidigte, zog der Bürgermeister vor Gericht und konnte schließlich bei der Strafkammer in Bonn eine Verurteilung der Verantwortlichen erwirken. Nach der Machtübernahme wurde Hammes „als erklärter Gegner des Nationalsozialismus“ bereits am 14. März 1933 als Bürgermeister beurlaubt und sein Gehalt um die Hälfte gekürzt. Einen Monat später versuchten nachts ca. 20 Nationalsozialisten, sich gewaltsam Zutritt zu seinem Wohnhaus zu verschaffen und ihn in Schutzhaft zu nehmen. Der Schutzhaft entging Hammes an diesem Abend nur durch seine Einstufung als haftunfähig wegen eines medizinischen Notfalls. Einem weiteren Versuch der Inhaftnahme entzog er sich durch eine Flucht nach Halberstadt im Harz. Ab November 1933 bis 1945 war er als Bezirksdirektor der Viktoria-Versicherung in Koblenz tätig, dort aber weiterhin ständigen Schikanen ausgesetzt. Hammes beschäftigte in dieser Zeit eine „Halbjüdin“ als Privatsekretärin und verweigerte deren Entlassung. Auch einer geheimen Widerstandsbewegung soll er angehört haben.
Nach dem Krieg war Josef Hammes zunächst bei der Regierung in Koblenz tätig, bis er im Oktober 1946 zum kommissarischen Landrat des Kreises Bitburg ernannt wurde. Am 1. Oktober 1948 wurde er in diesem Amt definitiv bestellt, trat aber bereits zwei Jahre später seinen Ruhestand an. Am 5. Juli 1960 erhielt er zudem das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse aufgrund seines Verfolgungsleidens.
Josef Hammes beantragte sowohl für Schäden am Eigentum als auch für solche an seiner Gesundheit Wiedergutmachung. Während ihm Entschädigungszahlungen für die finanziellen Schäden gewährt wurden, musste er die Übernahme seiner Heilbehandlungen einklagen. Er konnte sich schließlich außergerichtlich mit dem Land einigen.
(Leon Fouquet)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 880 Nr. 60 (Regierungspräsidenten, Landräte, Bürgermeister - B – W)
LHA Ko Best. 860Z Nr. 1133 (Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, Pressearchiv - Hammes, Dr., Josef)
LHA Ko Best. 880 Nr. 1324 (Stellenbesetzung der Landräte - Hammes, Dr. Josef)
LHA Ko Best. 860P Nr. 10708 (Personalakten bei der Staatskanzlei - Hammes, Dr. Josef)
LHA Ko Best. 442 Nr. 17043 - 17044 (Personalakten - Hammes, Dr. Josef; Enthält u.a.: Wiedergutmachungsakte)
LA Sp Best. J 10 Nr. 6643 (Klage zum Wiedergutmachungsverfahren)
Die Rheinland-Pfälzische Personendatenbank: „Hammes, Josef/1890-1963“, online verfügbar unter: https://rppd.lobid.org/189445882#  [letzter Zugriff am 18.11.2024]
Claudia Schmitt, Hammes, Josef, in: Heinz Monz (Hg.), Trierer biographisches Lexikon, Trier 2000, S. 154

Geboren am 12.02.1898 in Wirfus
Gestorben am 08.11.1963 in Koblenz
Minister für Gesundheit und Wohlfahrt, Bundestagsabgeordneter (CDU)
Politisch Verfolgter (Gewerkschaft)

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 2080

Johann Junglas trat nach seinem Schulabschluss zunächst eine Gärtnerlehre in Koblenz an und übte den Beruf bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges aus. Nach seiner Rückkehr in die Rheinprovinz erlangte er 1920 eine Stelle als Sekretär der Christlichen Gewerkschaften in Koblenz, Trier und Limburg (zuletzt ab 1928 bei der christlichen Gewerkschaft „Stein- und Keramik-Arbeiterverband“ in Mayen). Daneben war das Zentrums-Mitglied Junglas auch Stadtverordneter und Kreistagsmitglied in Mayen sowie Abgeordneter des Rheinischen Provinziallandtages.
Nach der Machtergreifung wurde Junglas im Juni 1933 durch die DAF als Gewerkschaftssekretär entlassen und war danach mehrere Monate arbeitslos. In der Folgezeit konnte er sich zunächst als Versicherungsagent durchschlagen, bis er ab Dezember 1934 in der Koblenzer Firma „Malex“ eine Anstellung fand. Nach seiner Entlassung aus der Firma 1940 trat der ehemalige Gewerkschaftler dann eine Stelle im Arbeitsamt Koblenz an. Hier blieb er bis 1946.
Im entstehenden Rheinland-Pfalz konnte Junglas nun auch wieder politisch aktiv werden und gehört zu den Begründern der dortigen CDU. Von 1946-1949 war er rheinland-pfälzischer Minister für Gesundheit und Wohlfahrt sowie 1947 für wenige Monate auch Minister für Arbeit, Wiederaufbau und Verkehr. Darüber hinaus gehörte er zwischen 1946 und 1947 der beratenden Landesversammlung an. Von 1949 bis 1953 war er Mitglied des Deutschen Bundestages und wirkte dort in mehreren Ausschüssen mit. Von 1950 bis 1953 nahm er zudem ein Amt als stellvertretendes Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates wahr. Zuletzt war er von 1951 bis 1963 als ständiger Vertreter des Sozialministers von Rheinland-Pfalz tätig.
Junglas beantragte für Schäden an seinem beruflichen und wirtschaftlichen Fortkommen Wiedergutmachung. Das NS-Opfer hatte nach der Entlassung 1933 bis 1945 große Einbußen gegenüber seinem ursprünglichen Gehalt als Gewerkschafter hinnehmen müssen. 1956 wurde Junglas für seinen Verdienstausfall eine Entschädigung von knapp 3500 DM gewährt.
(Leon Fouquet)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 710 Nr. 4635 (Porträt Junglas, Johann)
LHA Ko Best. 860P Nr. 10754 (Personal- und Besoldungsakte)
LHA Ko Best. 700,145 Nr. 543 - 05 (Junglas, Hans, Minister für Gesundheit und Wohlfahrt […])
LHA Ko Best. 860 Nr. 6682 - 00006 (Auszeichnung: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband
LHA Ko Best. 663,002 Nr. 815 (Junglas, Johannes; ehemaliger Staatsminister)
LA Sp Best. V 136 Nr. 9 (Korrespondenz Wolfs mit der Landesregierung Rheinland-Pfalz, insbesondere mit dem Landeskommissar für die politische Säuberung in Rheinland-Pfalz, Minister Johann Junglas, in Entnazifizierungsfragen)
Rudolf Vierhaus, Ludolf Herbst (Hg.) unter Mitarbeit von Bruno Jahn, Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949-2002, München 2002, S. 397
Der Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz (Hg.), Die Stellvertreter des freien Volkes.  Die Abgeordneten der Beratenden Landesversammlung und des Landtags Rheinland-Pfalz von 1946 bis 2015, Wiesbaden 2016, S. 337-338

Geboren am 21. Juni 1890 in Kaiserslautern
Gestorben unbekannt, 1942 verschollen
Jüdischer Kaufmann

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 725,    S. 93,    S. 94,    S. 95

Kayem entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie, die zudem sehr eng mit dem FV Kaiserslautern, einem Vorgängerverein des 1. FC Kaiserslautern, verbunden war. Vermutlich war Kayem Teilnehmer eines 1920 auf dem Betzenberg ausgetragenen FVK-Leichtathletikwettkampfes. Das ebenfalls jüdische Mitglied des FV Kaiserslautern, der Richter Karl Mass, führte im Entnazifizierungsverfahren zu Dr. Ludwig Müller, dem früheren Vereinspräsidenten, aus, Kayem habe im Verein mit ihm zum engsten Kreis Müllers gehört. Beruflich war Kayem als Textilvertreter tätig.
Am 15. Juni 1942 wurde Kayem nach Izbica (Polen) deportiert und gilt seitdem als verschollen. Seine ebenfalls in Kaiserslautern geborenen Brüder Ludwig und Max wurden in Auschwitz ermordet.
Wiedergutmachungsanträgen seiner Schwester Betty Bing auf Entschädigung für entzogenes Bankguthaben und die Judenvermögensabgabe wurden vom Regierungsbezirksamt für Wiedergutmachung und verwaltete Vermögen Neustadt a. d. Weinstraße am 22. November stattgegeben. Ein weiterer Antrag auf Ersatz für beschlagnahmte und abgelieferte Wertpapiere wurde hingegen abgelehnt, da das Wertpapierdepot in der amerikanischen Zone beschlagnahmt worden sei.
(Eike Alexander v. Boetticher)

Quellen- bzw. Literaturhinweise:
LA Sp Best. J 3 Nr. 860 (Personalakte Karl Maas, darin: Entnazifizierungsakte Dr. Ludwig Müller)
Markwart Herzog, Der „Betze“ unter dem Hakenkreuz. Der 1. FC Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus, 2006, S. 45 f.
Ders., Jüdische Mitglieder und Antisemitismus in der Geschichte des FCK – Teil 10. Die Beziehung des FCK-Präsidenten Ludwig Müller zu Max Jacob und anderen jüdischen Vereinsmitgliedern, in: Mitgliedermagazin 1. FC Kaiserslautern, 2015/16, Nr. 1, S. 38-40

Geboren am 4. Februar 1883 in Kaiserslautern
Gestorben 1964
Oberstudienrat
Verfolgung aus „rassischen“ Gründen

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 875 

Lehmann entstammte einer angesehenen Familie aus Kaiserslautern. Waren beide Großväter noch jüdische Kantoren, hatten die Eltern sich und ihre Kinder protestantisch taufen lassen. In München, Berlin und Würzburg studierte Lehmann Neuere Philologie. 1907/08 trat er als Assistenzlehrer in die Kreisrealschule Kaiserslautern ein. Im Ersten Weltkrieg wurde er zwei Mal verwundet und mit dem Eisernen Kreuz I ausgezeichnet. Bis 1927 war er Mitglied des FV Kaiserslautern, einem Vorgängerverein des 1. FC Kaiserslautern.
Nach der Machtergreifung wurde er als Studienprofessor an der Oberrealschule in Kaiserslautern auf Grund seiner Eigenschaft als Frontoffizier zunächst noch geduldet, 1935 aber aus dem Schuldienst entlassen. Nachdem er im Januar 1945 aufgefordert worden war, sich bei der Gestapo zu melden, konnte er sich mit Unterstützung von Freunden der Verhaftung entziehen und im Odenwald verstecken.
n seinem Wiedergutmachungsverfahren wurden seine Ansprüche wegen Mehrbesteuerung als Jude und Erhebung einer Sozialausgleichsabgabe anerkannt und ihm eine Entschädigung von 1 162, 32 RM zugesprochen. Zuvor hatte er bereits eine Entschädigung für seine Entlassung aus dem Schuldienst und die Herabsetzung seines Ruhegehalts erhalten.
Nach 1945 wirkte er als Schulbeauftragter des Stadt- und Landkreises Kaiserslautern und als stellvertretender Leiter der Abteilung Kultus und Unterricht beim Oberregierungspräsidium Hessen-Pfalz in Neustadt am Neuaufbau des Schulwesens mit. Im Entnazifizierungsverfahren des früheren NSDAP-Ortsgruppenleiters von Kaiserlautern (1936-1939), Ratsherren und Vorstandsmitglieds des 1. FC Kaiserslautern, Otto Coressel, sagte Lehmann zu dessen Gunsten aus.
(Eike Alexander v. Boetticher)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 860 P Nr. 288 (Personalakte Otto Coressel)
Markwart Herzog, Der "Betze" unter dem Hakenkreuz. Der 1. FC Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus, Göttingen 2006, S. 46 f., 108
Gunther Strauß, Biografie Geschwister Lehmann Biografie Geschwister Lehmann – Stolper­steine in Kaisers­lautern (stolpersteine-kl.de) [letzter Zugriff am 16.08.2024]

Geboren am 04.12.1885 in Kaiserslautern
Gestorben am 29.08.1959 in Kaiserslautern
Oberbürgermeister
Politisch Verfolgter (SPD)

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 1521 

Nach seinem Abschluss am Humanistischen Gymnasium Kaiserslautern 1903 begann Müller zunächst eine Lehre als Bankkaufmann und war in den Folgejahren sowohl in Würzburg als auch in Berlin bei verschiedenen Banken tätig. Im Mai 1912 kehrte der gebürtige „Lauterer“ dem Bankwesen den Rücken und übernahm in der Stadtverwaltung seiner Heimatstadt eine Stelle als Büroassistent. Dort stieg er bis zu seinem Einzug in den Kriegsdienst 1915 zum Oberinspektor auf.
Müller trat nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft nun vermehrt politisch in Erscheinung. Er kandidierte 1919 erfolgreich für den Stadtrat und wurde ebenfalls zum dritten ehrenamtlichen Bürgermeister ernannt. Als 1924 der amtierende Oberbürgermeister wegen seiner Teilnahme am passiven Wiederstand gegen die Ruhrbesetzung durch die französische Besatzungsverwaltung ausgewiesen wurde, übernahm er dessen Amt vorrübergehend. Auch danach blieb er im öffentlichen Dienst.
Infolge der Machtübernahme 1933 wurde das bekannte SPD-Mitglied am 17. März in Schutzhaft genommen und in das KZ-Neustadt deportiert. Im Anschluss an seine Entlassung aus Neustadt am 17. Juni musste er noch sieben Tage im Gerichtsgefängnis Kaiserslautern verbringen. Nachdem er im Juli zunächst zum Obersekretär herabgestuft worden war, wurde er am 20. Dezember 1933 ganz aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Im Anschluss war er mehrere Jahre arbeitslos und musste von der Armenpflege leben. 1940 gelang es Alexander Müller dann eine Anstellung als Buchhalter bei der Molkerei St. Wendel zu erlangen.
Nach der Befreiung Kaiserslauterns wurde Müller am 11. Mai 1945 von der französischen Militärregierung zum Oberbürgermeister ernannt. Auch nach den ersten Kommunalwahlen 1946 konnte er sein Amt behaupten und leitete zehn Jahre lang die Geschicke der Stadt. Der ehemalige Bürgermeister verstarb drei Jahre nach seiner Pensionierung. 
Alexander Müller beantragte für Schäden an seiner Freiheit, seiner Gesundheit und dem beruflichen Fortkommen Wiedergutmachung. Sowohl für die Haft- als auch für die Gesundheitsschäden wurde er entschädigt. Nur ein 1956 gestellter Antrag auf Ergänzung der Entschädigung für die Entlassung aus dem Dienst 1933 wurde abgelehnt, da er seinen Anspruch mit einem vorherigen Antrag schon abgegolten hatte.
(Leon Fouquet)

Quellen- und Literaturhinweise:
LA Sp Best. V 52 Nr. 7 (Enthält u.a.: Briefwechsel zwischen Franz Bögler und Alexander Müller)
Heinz Friedel: Kaiserslautern, Von der Kaiserzeit bis zur Universitätsgründung, Kaiserslautern 1998
Melitta Rinnert, Herr Karcher und Fräulein Benzino sowie weitere Kaiserslauterer Persönlichkeiten, Kaiserslautern 2017, S. 243-247
Die Rheinpfalz, „Lauterer Oberbürgermeister: Alex Müller als Förderer und Vermittler“, online verfügbar unter: https://www.rheinpfalz.de/lokal/kaiserslautern_artikel,-lauterer-oberb%C3%BCrgermeister-alex-m%C3%BCller-als-f%C3%B6rderer-und-vermittler-_arid,5517603.html [letzter Zugriff am 08.01.2025] 
Die Rheinpfalz, „Alex Müller – der zweifache Oberbürgermeister“, online verfügbar unter: https://www.rheinpfalz.de/lokal/kaiserslautern_artikel,-alex-m%C3%BCller-der-zweifache-oberb%C3%BCrgermeister-_arid,5231127.html [letzter Zugriff am 08.01.2025]

Geboren am 9. Juli 1888 in Straßburg
Gestorben am 25. Juni 1939 in Wiesloch
Badischer Landtagsabgeordneter für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), 1929–1933
Politische Gegnerschaft

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 564,    S. 31,    S. 50,    S. 51,    S. 81,    S. 82

Nußbaum besuchte die Volks- und Mittelschule, 1902 absolvierte er eine Lehre als Kunstgewerbler an der Straßburger Kunstgewerbeschule. In Berlin studierte er Recht, Kunstgeschichte und Philosophie, danach war er Soldat im Ersten Weltkrieg. 1911 trat er in die SPD ein und war bis 1926 Mitglied im Beirat beim Reichsministerium des Innern. 1927 zog er nach Freiburg um, wo er zunächst als Kaufmann tätig war und 1929 in den Badischen Landtag gewählt wurde. Zusätzlich war er Stadtverordneter in Freiburg.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten sollte er am 17. März 1933 verhaftet werden. Nußbaum verschloss sich in der Wohnung und gab in dem Moment, wo Polizisten die Schlafzimmertür eindrückten, Schüsse ab, die zwei Polizisten trafen. Einer verstarb sofort, der zweite ein paar Tage später. Nußbaum wurde danach in die Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch einwiesen, in der er über sechs Jahre bis zu seinem Tod 1939 blieb. Die Umstände seines Todes wurden vielfach diskutiert. Die Antragstellerin Emmy Eberle, wohnhaft in Kaiserslautern, beantragte eine Witwenrente, da sie jedoch mit Nußbaum lediglich in „eheähnlicher Gemeinschaft“ zusammenlebte, wurde der Antrag abgelehnt.
(Timo Bollen)

Quellen- und Literaturhinweise:
Generallandesarchiv Karlsruhe 231 Nr. 10957 (Personalblätter der Abgeordneten des Badischen Landtags und der Badischen Nationalversammlung, 1919)
Staatsarchiv Freiburg F 75/7 Nr. 249 (Schreiben des Badischen Ministerium des Innern bezüglich Staatsbegräbnis für Karl Schelshorn, der bei der Verhaftung des SPD-Landtagsabgeordneten Christian Nußbaum zusammen mit einem anderen Polizisten von diesem erschossen wurde)
Heiko Haumann (Hg.), Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Von der badischen Herrschaft bis zur Gegenwart, Bd. 3, Theiss, Stuttgart 1992, S. 304
Wilhelm H. Schröder, Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876–1933 (BIOSOP), online unter http://www.bioparl.de/datenbanken/biosop/biosop-db/?id=140290 [letzter Zugriff am 05.08.2024]

Geboren am 01.12.1877 in Cochem
Gestorben am 02.04.1956 in Cochem
Bürgermeister in Cochem/Winzer
Politisch Verfolgter (Separatist)

Quelle: Best. 927 Nr. 1526

Pauly erhielt seine Schulbildung an der bischöflichen Domschule in Metz und übernahm nach dem Abschluss 1895 die elterliche Kellerei in Cochem. Sein Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg, wo er selbst 1916 in Verdun schwer verwundet wurde, überzeugte ihn vom Pazifismus und prägte sein späteres politisches Leben. So engagierte er sich während der Rheinlandbesetzung für ein gutes Verhältnis zwischen der Besatzungsmacht und der Bevölkerung vor Ort. Er war außerdem Mitglied der Zentrumspartei.
Zur Teilnahme des überzeugten Föderalisten Pauly an der versuchten Errichtung einer „Rheinischen Republik“ 1923 existieren widersprüchliche Aussagen. Ihm wurde immer wieder eine führende Rolle bei den Separatisten in Cochem zugesprochen, was er jedoch in seinem Wiedergutmachungsverfahren vehement bestritt. Pauly versteckte dennoch nach dem Scheitern der Republik mehrere Separatisten bei sich.
Durch seine Aktivitäten während der rheinischen Aktion wurde der Winzer nach 1923 immer mehr gesellschaftlich und wirtschaftlich boykottiert. Da auch Zeitungen über ihn berichteten, wandte sich ebenfalls der reichsweite Kundenstamm von seiner Kellerei ab. Auch die regionalen Nationalsozialisten begannen ihn zu drangsalieren.
Am 4. Juni 1934 wurde Pauly in einem Restaurant in Cochem von SA-Männern überfallen und niedergeschlagen. Er konnte zwar fliehen, wurde jedoch auf dem Weg zum Arzt wieder aufgegriffen und mit einem Revolver bedroht. Später versuchte man auch die ärztliche Behandlung des Opfers zu verhindern. Im September 1941 folgte eine Verhaftung durch die Gestapo, von der Pauly in Koblenz über Nacht in einen ehemaligen Banktresor gesperrt und gefoltert wurde. Nachdem er am nächsten Tag nichts Belastendes gestanden hatte, entließ man ihn wieder. Ein Jahr später wurde dem Winzer vorübergehend die Weinhandelserlaubnis entzogen, wodurch die Kellerei in Konkurs ging.
Pauly trat 1945 in die CDU ein und wurde Mitglied im Stadtrat. Ein Jahr später ernannte ihn die französische Militäradministration zum ehrenamtlichen Bürgermeister der Stadt. Wegen eines schweren Unfalls musste er jedoch am 24.05.1949 sein Amt niederlegen, blieb aber Mitglied im Kreisausschuss bis November 1952.
Pauly beantragte sowohl für Schäden am wirtschaftlichen Fortkommen als auch für solche an seiner Gesundheit Wiedergutmachung. Erstere wurde ihm 1954 mit der Begründung abgelehnt, dass er vor allem als Separatist, nicht aber als Gegner des NS-Staates verfolgt worden wäre. Er klagte gegen den Bescheid, verstarb aber vor Ende des Prozesses. 
(Leon Fouquet)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 880 Nr. 785 (Einsetzung des Kaufmanns und Winzers Jakob Rudolf Pauly, Cochem, als ehrenamtlicher Bürgermeister […])
LHA Ko Best. 441 Nr. 43667 (Personalakten - Pauly, Jakob Rudolf)
LHA Ko Best. 567,001 Nr. 458 (darin: Kritik der NSDAP-Kreisleitung Cochem an Fortsetzung des Mietverhältnisses mit dem Weingutsbesitzer Pauly wegen dessen ehemaliger Zugehörigkeit zur separatistischen Bewegung)
LHA Ko Best. 465 Nr. 361 (Bürgermeisterstelle in Cochem - Enthält u. a.: Personalangelegenheiten Pauly)
Alfons Fridrichs (Hg.), Pauly, Jakob Rudolph, in: Alfons Fridrichs (Hg.), Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell, Trier 2000, S. 268-269
Manuela Jakobs, In Cochem scheiterte die “Rheinische Republik”, in: Heimatjahrbuch Kreis Cochem-Zell (1999), S. 169–174

Geboren am 21.03.1896
Gestorben am 30.06.1942 (für tot erklärt mit dem 17.05.1950)
Jüdischer Rechtsanwalt

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 765)

Der am 21.03.1896 geborene Arthur Salomon war Kriegsteilnehmer und Frontkämpfer. Er ließ sich 1926 als Rechtsanwalt in Koblenz nieder und war als ehemaliger Kriegsteilnehmer zunächst vom sog. „Arierparagraphen“ ausgenommen. Unter strengen Regelungen konnte Salomon seine Tätigkeit zunächst fortsetzen, bis es ihm 1935 durch die „Nürnberger Rassegesetze“ verboten war, staatliche und kommunale Stellen zu repräsentieren.
Im Jahr 1937 soll Dr. Salomon provokant mit „Heil Hitler“ gegrüßt haben, was ihm als Jude eigentlich verwehrt war, woraufhin ein Justizangestellter Beschwerde beim Landgerichtspräsidenten einreichte. Diese war zwar nicht erfolgreich, nach der Reichspogromnacht wurde Salomon jedoch in das Konzentrationslager Dachau verschleppt und erst zu Weihnachten des Jahres wieder entlassen. Am 22.03.1942 fand die erste Deportation von 337 Juden aus Koblenz statt, unter denen auch die Familie Salomon war. Sie wurden in das Konzentrationslager Izbica deportiert und wurden dort ermordet.
Die Schwester Selma Baumblatt geb. Salomon, geboren am 02.08.1885, beantragte eine Entschädigungszahlung für den Schaden an Eigentum und Vermögen ihres Bruders sowie für entstandene Schäden der am 17.09.1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordeten Mutter Juliane Salomon geb. Süßmann. Insbesondere der Verlust der Wertpapiere im Wert von über 10.000 RM bei der Dresdner Bank sollten entschädigt werden. Dies gelang der Erbin letztlich, sodass ihr 1.066 DM gezahlt wurden.
(Maurice F. Weishaupt)

Quellen- und Literaturhinweise:
LA Sp J 6 Nr. 13122 (Restitutionskammer des LG Frankenthal, Wiedergutmachungsprozessakte)
Joachim Hennig, „Boykott und Deportation für zwei mutige Rechtsanwälte“, in: Rheinische Zeitung Teil 6 der Reihe über Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz, online unter: https://mahnmalkoblenz.de/PDF/RZ_16_01_1999_Brasch_Treidel.pdf [letzter Zugriff am 12.08.2024]

Geboren am 25. August 1899 in Mutterstadt
Gestorben am 8. November 1937 in Ludwigshafen/Rh.
Reichstagsabgeordneter
Politische Gegnerschaft

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 565,    S. 7,    S. 8,    S. 24,    S. 30,    S. 31    

Über den Werdegang Friedrich Schalks ist nur wenig bekannt, er war Werkmeister von Beruf. 1922 heiratete er seine Frau Anna geb. Stieber, das Paar hat zwei Söhne, einer verstarb 1944 bei der Bombardierung von Mutterstadt. Vor 1933 war Schalk Mitglied des Reichstages für die SPD und Vorsitzender des Angestelltenrates der Firma Raschig in Ludwigshafen. Nach der Entlassung aus der Firma im November 1933 war er zunächst Provisionsvertreter für Nähmaschinen bei der Firma Singer und später Schlosser bei der Firma Stahl in Stuttgart. Auf Druck der Nationalsozialisten kündigte er und ging zur Firma Singer zurück, wo er als Reisevertreter arbeitete. In Ausübung des Berufs starb er bei einem Verkehrsunfall 1937.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde Schalk am 15. März 1933 verhaftet und für einige Wochen zunächst im Lager Neustadt und dann im Gefängnis Frankenthal inhaftiert. Beruflich musste er seine Stellung danach häufiger wechseln. Seine Frau stellte Anspruch auf Witwenrente. Da der Tod jedoch nicht durch nationalsozialistische Verfolgungsmaßnahmen herbeigeführt wurde, wurde der Antrag abgelehnt.
(Timo Bollen)

Literatur:
Klaus J. Becker, Zwischen Widerstand und Anpassung. Das pfälzische Arbeitermilieu während der NS-Zeit, in: Braune Jahre in der Pfalz. Neue Beiträge zur Geschichte einer deutschen Region zur NS-Zeit, hg. von Gerhard Nester/Roland Paul/Hannes Ziegler (Beiträge zur pfälzischen Geschichte, 29), Kaiserslautern 2016, S. 231–250
Michael Schepua, Nationalsozialismus in der pfälzischen Provinz. Herrschaftspraxis und Alltagsleben in den Gemeinden des heutigen Landkreises Ludwigshafen 1933–1945, Mannheim 2000, S. 448–450

Geboren am 28.03.1906 in Lüdenscheid (Westfalen)
Gestorben am 07.12.1990 in Frankfurt am Main
Professor für Öffentliches Recht und Völkerrecht der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
albjude („rassisch“ Verfolgter)

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 764

Hans-Jürgen Schlochauer, der Sohn des am 21.03.1943 im KZ Theresienstadt ermordeten Oberregierungsrats der Regierung Koblenz Alfred geb. Israel Schlochauer, wurde am 28.03.1906 in Lüdenscheid in Westfalen geboren. Schlochauer studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten Bonn, Frankfurt (Main), Freiburg und Paris. Er wurde im Jahr 1930 an der Universität Frankfurt mit der Dissertation „Der deutschrussische Rückversicherungsvertrag: Eine historisch-völkerrechtliche Untersuchung“ bei Prof. Dr. Karl Strupp promoviert.
Nach der Machtübernahme wurde Schlochauer, wie auch sein Doktorvater Prof. Dr. Karl Strupp, im Jahr 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Daraufhin arbeitete er noch im gleichen Jahr als Assistent bei Walther Schücking am Ständigen Internationalen Gerichtshof in Den Haag. 1934 erhielt der das Carnegie Stipendium und begab sich daraufhin nach Cambridge und Oxford. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Schlochauer nach Deutschland zurück.
Im Jahr 1946 habilitierte er sich an der Universität zu Köln mit seiner Habilitationsschrift „Der völkerrechtliche Vertrag“. Nachdem Schlochauer apl. Professor in Köln und Direktor der Stadtverwaltung Köln geworden war, wurde er zum Oberregierungsrat im Bundesjustizministerium ernannt. In dieser Tätigkeit war er Mitglied der deutschen Delegation bei den Verhandlungen zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (1950–1951). Ab 1951 wurde Schlochauer dann Professor und Direktor am Institut für ausländisches und internationales Wirtschaftsrecht der Universität Frankfurt. Zugleich war er von 1955-1960 Richter am Verwaltungs- und Staatsgerichtshof Hessen, Mitglied des Internationalen Schiedsgerichts zwischen Deutschland und Israel sowie Mitglied des Ständigen Schiedshof Den Haag (1961).
Seine Anträge über Rückerstattung und Entschädigung bei den Ämtern für Wiedergutmachung Koblenz und Hamburg waren erfolgreich. Im Gegensatz zu den üblichen Wiedergutmachungsanträgen dominieren die juristischen Fachkenntnisse Schlochauers die Antragstellung.
(Maurice F. Weishaupt)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 583,001 Nr. 4788 (Gerichtsakte, Rückerstattung)
LHA Ko Best. 572,011 Nr. 16506 (Finanzamt Koblenz, Einzelfallakte, Restitutionsklage)
LHA Ko Best. 441 Nr. 35581 (Personalakte des Schlochauer, Alfred)
Kalliope-Verbund, „Schlochauer, Hans-Jürgen (1906-1990)“, in: Kalliope-Verbund, online verfügbar unter: Kalliope | Verbundkatalog für Archiv- und archivähnliche Bestände und nationales Nachweisinstrument für Nachlässe und Autographen (kalliope-verbund.info) [letzter Zugriff am 12.08.2024]
Ingo von Münch, „Hans-Jürgen Schlochauer zum 75. Geburtstag“, in: ders. (Hg.), Staatrecht – Völkerrecht – Europarecht, 1981, S. IX-XV, online verfügbar unter: Hans-Jürgen Schlochauer zum 75. Geburtstag (degruyter.com) [letzter Zugriff am 12.08.2024]
Ders., „Hans-Jürgen Schlochauer“, in: NJW. 1991, S. 473–474
„Schlochauer, Hans-Jürgen“, in Universität zu Köln (Hg.): Galerie der Professorinnen und Professoren, online verfügbar unter: Professorinnen und Professoren Detailansicht (uni-koeln.de) [letzter Zugriff am 12.08.2024]
Michael Stolleis, „Schlochauer, Hans-Jürgen“, in: Frankfurter Bürgerstiftung (Hg.), Frankfurter Personenlexikon, 2015, online verfügbar unter: Schlochauer, Hans-Jürgen | Frankfurter Personenlexikon (frankfurter-personenlexikon.de) [letzter Zugriff am 12.08.2024]

Geboren am 29. August in Pferdsfeld/Hunsrück
Gestorben am 18. Juli 1939 im KZ Buchenwald
Evangelischer Pfarrer, „Der Prediger von Buchenwald“

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 748,   S. 1,    S. 6,    S. 7,    S. 8

Der in einem rheinischen Pfarrhaus aufgewachsene Schneider studierte nach seiner Teilnahme als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg von 1919 bis 1922 evangelische Theologie in Gießen, Marburg und Tübingen. 1925 wurde er Hilfsprediger in Essen und übernahm 1926 die Pfarstelle seines Vaters in Hochelheim und Dornholzhausen. 1934 wurde das Mitglied der Bekennenden Kirche wegen NS-kritischer Äußerungen nach Dickenschied und Wormrath im Hunsrück versetzt. Dort verhielt er sich weiter oppositionell, weshalb er bis 1936 mehrmals von der Gestapo vorgeladen wurde und im Juni 1934 bereits für eine Woche in Haft genommen worden war. Am 31. Mai 1937 erfolgte die Inhaftierung durch die Gestapo Koblenz bis zum 29. Juli 1937 und seine anschließende Ausweisung aus der Rheinprovinz, da Schneider eine kirchliche Sanktion über einen nationalsozialistischen Lehrer ausgesprochen hatte. Dennoch kehrte er in seine Gemeinde zurück. 
Am 3. Oktober kam es zu einer erneuten Verhaftung und am 25. November zur Überführung in das KZ Buchenwald. Dort in Bunkerhaft gehalten, klagte Schneider aus dem Zellenfenster immer wieder SS-Leute der Misshandlung und des Mordes an und rief Mithäftlinge zum Durchhalten auf. Am 18. Juli 1939 ermordete ihn ein SS-Arzt durch eine Giftinjektion.
Schneiders Ehefrau Margarete erhielt mit Bescheid vom 2. September 1952 als Entschädigung für die Haft ihres Mannes eine Summe von 1725 DM zugesprochen. Drei Tage später wurde ihr vom Amt für Wiedergutmachung in Tübingen der Anspruch auf Zahlung einer Witwenrente anerkannt.
(Eike Alexander v. Boetticher)

Quellen- bzw. Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 584, 006 Nr. 103 (Ermittlungsverfahren gegen Ernst Schmitt)
LHA Ko Best. 661, 0053 Nr. 104 (Aktivitäten und Materialien von Reinhard Sczech zu seinem Engagement in der Friedensbewegung)
LHA Ko Best. 700, 392 Nr. 3 (VVN/Bund der Antifaschisten)
LHA Ko Best. 881 Nr. 57 (Voruntersuchung gegen Martin Sommer, SS-Hauptscharführer im Konzentrationslager Buchenwald)
Folkert Rickers, Paul Robert Schneider, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/paul-robert-schneider/DE-2086/lido/57c9487bba3239.23550197 [letzter Zugriff am 08.08.2024]
Fritz Schellack, Der Hunsrücker Pfarrer und Widerstandskämpfer Paul Schneider, 2000, S. 446-460
Margarete Schneider, Paul Schneider – Der Prediger von Buchenwald, 2014
Hilde Weirich, Hunsrücker Pfarrerbruderschaft 1933-1940 am Beispiel der Bekenntnispfarrer Hermann Lutze, Paul Schneider und Heinz Berkermann, 2001

Geboren am 16. April 1884 in Krefeld
Gestorben am 02. November 1934 in Neuwied
Katholischer Journalist und Reichstagsabgeordneter der Zentrumspartei
Politische Gegnerschaft

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 806

Verhülsdonk begann seine politische Arbeit bereits 1899 in Köln als Redner für die Jugendorganisation der Zentrumspartei und arbeitete auf Wahlkampfreisen dem späteren Reichskanzler Wilhelm Marx (1863-1946) zu. Auch als Journalist war er für eine breite Auswahl an meist katholisch-konservativen Zeitungen zuständig. Seine Karriere begann bei Redaktionen, wie dem „Düsseldorfer Volksblatt“ und der „Niederrheinische Volkszeitung“ im Ruhrgebiet. Ab 1906 war er als verantwortlicher Redakteur der „Bensberg-Gladbacher Anzeiger. Volksblatt für die bergische Gegend“ und anschließend seit 1911 als Chefredakteur und Verlagsdirektor der „Rhein- und Wied-Zeitung“ in Neuwied tätig.
In der Weimarer Republik kandidierte er 1919 als Kommunalpolitiker für das Zentrum und zog nach seiner Zeit im Kreisausschuss der Stadt Neuwied als zweiter Listenplatz des Wahlkreises Koblenz-Trier am 14.09.1930 in den Reichstag ein. Durch die Auflösung des Zentrums endete 1933 seine politische Karriere. Durch die Machtübernahme der NSDAP verlor Verhülsdonk seine politischen Ämter und geriet durch den sogenannten „Kreissparkassenprozess“ am 08.04.1933 in Schutzhaft und war gezwungen als Chefredakteur zurückzutreten. In dem Prozess wurde er als stellvertretender Vorsitzender der Sparkasse, der Kreissparkassendirektor Josef Muth (1888-1980) und der Vorstandsvorsitzende Landrat Großmann wegen Untreue und satzungswidriger Kredite angeklagt. Dieser Prozess im Landgericht Koblenz endete am 03.02.1934 mit einem Freispruch, hatte aber aufgrund der Herzprobleme, unter denen Verhülsdonk litt, die Folge, dass er am 02.11.1934 verstarb.
Seine Ehefrau Maria Verhülsdonk geb. Neiß erhielt für ihren verstorbenen Ehemann ab 1950 die Hinterbliebenenrente wegen Schaden an Leben.
(Daniel Andernach)

Abbildung: LHA Ko Best. 710 Nr. 4011

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 927 Nr. 806 (LEG-Akte)
LHA Ko Best. 856 Nr. 116930 (Spruchkammer-Akten)
LHA Ko Best. 856 Nr. 115112 (Spruchkammer-Akten)
LHA Ko Best. 856 Nr. 151675 (Spruchkammer-Akten)
LHA Ko Best. 856 Nr. 170235 (Spruchkammer-Akten)
LHA Ko Best. 584,001 Nr. 1155 (Strafprozessakte)
https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/wilhelm-eduard-verhuelsdonk/DE-2086/lido/66338670204ec0.71558634#toc-14 [letzter Zugriff am 14.08.2024]

Geboren am 3. Juli 1896 in Grebenstein/Hessen
Gestorben am 31. Oktober 1973 in Trier
Jüdischer Rechtsanwalt

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 731,    S. 13,    S. 14,    S. 15

Nach Abschluss seines rechtswissenschaftlichen Studiums in Marburg 1920, wo er auch zum Doktor der Rechte promoviert wurde, und des zweiten Staatsexamens 1923 war Voremberg zunächst als Syndikus eines Warenhauses in Kassel tätig, bevor er sich 1926 mit einer eigenen Anwaltskanzlei in Trier selbstständig machte. Schnell bewährte er sich als tüchtiger und integrer Rechtsanwalt.
Nach der „Machtergreifung“ wurde Voremberg am 31. März 1933 von einem SA-Trupp in seinem Büro festgesetzt, mit fünf anderen jüdischen Persönlichkeiten Triers zur Polizeiwache verbracht und dort in „Schutzhaft“ genommen. Am gleichen Nachmittag kam er wieder frei. Im April 1937 wurde er nochmals in seiner Eigenschaft als Präsident der Moselloge Trier verhaftet. Auf Grund der immer stärker zunehmenden Ausgrenzung durch neue diskriminierende Gesetze wanderte Voremberg mit seiner Familie Anfang 1938 nach Palästina aus und ließ sich in Tel Aviv nieder, wo er sich zunächst als Hotelportier durchschlug. Im Gegensatz zu vielen andern ausgewanderten Juden kehrte er 1948 zurück nach Trier. Dort wurde er wieder als Rechtsanwalt zugelassen. In vielen Restitutions- und Entschädigungsangelegenheiten vertrat er fortan beharrlich die Belange zahlreicher NS-Opfer. Er selbst erhielt 1953 als Entschädigung für entzogene Wertpapiere und entzogenes Bankguthaben eine Summe von 4484,60 DM bzw. 842,25 DM gewährt. 1962 wurde Voremberg Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Trier. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod aus. Zudem war er mehrere Jahre Vorsitzender des Landesverbands Jüdischer Gemeinden von Rheinland-Pfalz. Dabei engagierte er sich besonders für den interreligiösen Dialog.
(Eike Alexander v. Boetticher)

Quellen- bzw. Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 583, 002 Nr. 2200 (Rückerstattungsklage der Moselloge e.V. Trier)
Hans-Friedrich Müller, Brückenbauer und Versöhner: Ein Portrait des deutsch-jüdischen Rechtsanwalts Jakob Voremberg, in: Kerstin von der Decken/Angelika Günzel (Hg.), Staat – Religion – Recht. Festschrift für Gerhard Robbers zum 70. Geburtstag, Baden-Baden 2020, S. 144-155
Gerd Voremberg, Voremberg, Jakob, in: Heinz Monz, Trierer biographisches Lexikon, hrsg. von Heinz-Günther Borck unter Mitarbeit von Beate Dorfey, Koblenz 2000, S. 483

Geboren am 13. April 1927 in Kruft
Gestorben am 11. Februar 1974 in Bonn
Teil der „Michael-Truppe“
Politische Gegnerschaft und Glaube

Quelle: LHA Ko Best. 927, Nr. 837

Hans Clemens Weiler war mit Wilhelm Lohner zu der Zeit der NS-Diktatur Schüler der Stiftischen Oberschule für Jungen in Andernach, dem heutigen Kurfürst-Salentin-Gymnasium. Sie erlebten im Jahre 1942, wie Priester aufgrund ihres Glaubens in Konzentrationslager verschleppt wurden. Sie gründeten gemeinsam eine katholische Jugendorganisation zum Kampf gegen den Nationalsozialismus, die sogenannte „Michaeltruppe“, benannt nach ihrem Schutzpatron, dem Erzengel Michael. Diese Gruppe sammelte mit ihren ca. 50 Mitgliedern Handfeuerwaffen und Sprengstoff und betrieb Spionage bei militärischen Anlagen wie dem Flugplatz Niedermendig und Waffenlagern. Wichtig blieb der Gruppe jedoch der Glaube, weswegen sie Predigten des Münsteraner Bischofs von Galen lasen und Vorträge hörten.
Durch am 8. August 1943 von der Gestapo abgefangene Briefe von Weiler wurden er und Lohner verhaftet. Sie wurden in Koblenz verhört und später gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Michaeltruppe in das Jugenddienstlager auf der Burg Stahleck bei Bacharach gebracht. Weiler und Lohner wurden als Anführer in Arrestzellen gesperrt und regelmäßig verhört. Ihnen drohte ein Prozess vor dem Volksgerichtshof und sie wurden aufgrund von Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens in das Jugendschutzlager Moringen bei Northeim gebracht, in dem sie in einem Salzbergwerk Munition herstellen mussten. In dieser Zeit zog sich Weiler eine Tuberkulose-Erkrankung zu, von der er sich nicht mehr vollständig erholte, weshalb er auch am 6. April 1945 bei der Räumung und dem Evakuierungsmarsch durch die Wachmannschaft als Marschunfähiger zurückblieb. Am 11. April wurde das Lager von den Amerikanern befreit.
Hans Clemens Weiler starb am 11. Januar 1974 an den Folgen seiner Krankheit, zuvor hat er durch die Wiedergutmachungsbehörden Auszahlungen für Schaden an Körper oder Gesundheit sowie Schaden an Freiheit erhalten.
(Daniel Andernach)

Quellen- und Literaturhinweise:
LHA Ko Best. 612 Nr. 8386 (NSDAP und Christentum)
LHA Ko Best. 612 Nr. 8386 (NSDAP und Christentum)
Wolfgang P. Fischer, Die Michaeltruppe. Schüler des Stiftsgymnasiums Andernach im Widerstand gegen das NS-Regime, in: Nachrichten der Vereinigung ehemaliger Salentiner, Nr. 26, März 1985, S. 6–13
https://mahnmal-koblenz.de/index.php/die-dauerausstellung/026-willi-lohner-und-hans-clemens-weiler-zwei-junge-christen-aus-bell-andernach-und-kruft [letzter Zugriff am 14.08.2024]
https://salentinerandernach.de/ph/michael/quelle8.php [letzter am Zugriff 14.08.2024]
https://www.lpb.rlp.de/fileadmin/files/Blaetter_zum_Land/Stahleck.pdf [letzter Zugriff am 14.08.2024]

Geboren am 03. Mai 1885 in Großreken
Todesdatum unbekannt
Generaldirektor der Westfälischen Provinzial-Feuersozietät in Münster/Westf.
Politische Gegnerschaft

Quelle: LHA Ko Best. 927 Nr. 317,    S. 12,    S. 78,    S. 79,    S. 80,    S. 86

Über den promovierten Juristen Dr. Heinrich Wessels ist bislang wenig bekannt. 1910 wurde er als Gerichtsreferendar vor dem Amtsgericht in Bocholt ernannt und vereidigt. Im Jahr 1911 wurde er bei der Kölnischen Feuerversicherung Colonia ausgebildet und verrichtete bei verschiedenen Versicherungsanstalten in Berlin, Wilhelmshaven und Osnabrück seinen Inspektionsdienst. Von 1915 bis 1917 war er im Kriegsdienst. Von 1917–1920 war er u. a. Syndikus bei dem Verband der öffentlich-rechtlichen Versicherungsanstalten in Berlin. Als Landesversicherungsrat wechselte er dann 1920 zur Provinzial-Feuerversicherungsanstalt der Rheinprovinz Düsseldorf. Er wurde im Jahre 1924 für die Dauer von zwölf Jahren als Generaldirektor der Westfälischen Provinzial-Feuersozietät in Münster/Westf. gewählt. Am 20. Oktober 1933 wurde er aufgrund des § 6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums (BBG) vom Preußischen Innenminister in den Ruhestand versetzt. Er hat seine Versetzung in den Ruhestand selbst beantragt, wofür aber ausschließlich politische Gründe den Ausschlag gegeben haben sollen. Wessels war nicht verheiratet und hatte keine Kinder.
Da er seit 1945 in Trier lebte, war das Bundesland Rheinland-Pfalz für seinen Wiedergutmachungsantrag zuständig. Für den Zeitraum vom 1. März 1934 bis 30. Juni 1936 wurde ihm eine Entschädigung in Höhe von 697,35 DM zugestanden.
(Timo Bollen)

Literatur:
Eike Christian Hirsch, Versicherer im Führerstaat. Hannovers Brandkasse und Provinzial 1933–1945, Göttingen 2012
https://digitale-sammlungen.gwlb.de/content/73496076X_HannoverscherKurier_19330903_01/pdf/00000026.pdf [letzter Zugriff am 14.08.2024]