Der Fortbildungsaspekt steht im Vordergrund
Seit 1973 fanden die Fachtagungen rheinland-pfälzischer und saarländischer Archivarinnen und Archivare im Rahmen der bestehenden Archivkooperation halbjährlich im Wechsel in den jeweiligen Archivsprengeln statt.
2013 wurde mit dem ersten Archivtag Rheinland-Palz / Saarland, der am 13.5.2013 im Landtag Mainz stattfand, eine neue Ära eingeleitet. Vorbereitet von einem Lenkungskreis, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern aller Archivsparten beider Länder, stellen die Archivtage den Fortbildungsaspekt noch eindeutiger in den Vordergrund und werden seitdem als ganztägige Veranstaltung einmal jährlich, in der Regel mit einem Vortragsteil am Vormittag und vertiefenden Workshops am Nachmittag, durchgeführt.
Kontakt
Landeshauptarchiv Koblenz
Andrea Grosche-Bulla
a.grosche-bulla(at)lav.rlp.de
Tel. 0261 9129-104
Saarländisches Landesarchiv
Christine Frick
c.frick(at)landesarchiv.saarland.de
Tel. 0681 501-1927
Ankündigung:
Archivtag Rheinland-Pfalz / Saarland am 5. Mai 2025 in Mainz, Landtag
Thema: Personenstandsregister und Kirchenbücher
Archivische Zukunftsfragen
Auch Archive sind als Teil von größeren Verwaltungen sowie als Kulturgut verwahrende Einrichtungen insbesondere vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Hierzu zählt einerseits die bestmögliche Umsetzung der klassischen, auf gesetzlicher Grundlage fußenden Fachaufgaben in einer sich wandelnden Umwelt, andererseits jedoch auch der Einsatz von modernen und zukunftsweisenden Methoden zur konkreten Aufgabenerfüllung. Wie sich die gegenwärtigen Herausforderungen auf die zukünftige Ausgestaltung der Fachaufgaben in 20, 30 oder 40 Jahren auswirken wird, wurde deshalb auf dem Archivtag in Neunkirchen anhand konkreter Beispiele beleuchtet und diskutiert.
Gut 60 Archivarinnen und Archivare aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Hessen, Baden-Württemberg, dem Bund sowie aus Luxemburg nahmen vor Ort teil, ergänzt durch knapp 30 Teilnehmende, die sich über den erstmals möglichen Livestream virtuell zuschalten und über eine Chatfunktion mitdiskutieren konnten.
Die drei auswärtigen Referenten fokussierten in ihren Beiträgen jeweils eine der drei zentralen Fachaufgaben digitale Überlieferungsbildung, Erschließung sowie Nutzung, die mit ihr verknüpften Herausforderungen in der Gegenwart sowie bereits absehbare Entwicklungstendenzen in der Zukunft. In den Workshops am Nachmittag standen die Referenten dann als moderierende Experten zur Verfügung, um in kleineren Gruppen einzelne Aspekte zu vertiefen. Insbesondere die bereits heute im Umbruch befindliche Fachaufgabe der Erschließung (Records in Context) sowie ein sich änderndes Nutzungsverhalten (stetiger Ausbau digitaler Angebote) verdeutlichten nachdrücklich, dass Archive durch die Nutzung innovativer, ggf. KI-gestützter Methoden neue Angebote entwickeln sollten, um sich heute bereits zukunftsfähig aufzustellen. Dabei wirken sich die den Archiven zur Verfügung stehenden Ressourcen unmittelbar als potentiell limitierende Faktoren aus, sodass eine Priorisierung der einzelnen Maßnahmen notwendig ist.
Passend zum Leitthema des Archivtags wurde zum Abschluss der Konferenz zudem eine Onlineumfrage veröffentlicht, mittels der die gemeinsamen Archivtage der rheinland-pfälzischen und saarländischen Archive selbst einer Evaluation unterzogen werden. Alle Beschäftigten der unterschiedlichen Archivsparten beider Bundesländer wurden aufgerufen, sich hieran zu beteiligen, um die Archivtage der Zukunft noch besser am Bedarf und den inhaltlichen Wünschen der Teilnehmenden ausgestalten zu können.
Notfallvorsorge
Auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland gründen Archive, Bibliotheken und Museen schon seit Jahren auf regionaler Ebene Notfallverbünde mit dem Ziel, sich bei Bedarf im Katastrophenfall mit Material und Personal gegenseitig zu unterstützen, sich aber auch gemeinsam präventiv auf einen Notfall vorzubereiten und Erfahrungen auszutauschen. Dazu gehört auch die Kooperation mit den Gefahrenabwehrbehörden vor Ort.
Unmittelbar nach der Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal hat das zuständige Ministerium (MFFKI) die Entwicklung eines landesweiten Notfallplanes für den Kulturgutschutz in Rheinland-Pfalz unter Federführung der Landesstelle Bestandserhaltung (LBE) in Auftrag gegeben.
Ministerin Binz unterstrich in ihrer Begrüßungsrede die besondere Bedeutung der Notfallvorsorge für den Kulturgutschutz, der durch die Erstellung eines Kulturgutkatasters weiterentwickelt wird. Dafür wie auch für die Anschaffung notwendiger Gerätschaften stellt das Land Mittel zur Verfügung.
Die Vorträge des Archivtags informierten über den Stand der Notfallplanung in beiden Ländern auf regionaler und landesweiter Ebene. Vorgestellt wurde auch das E-Learning- Modul zum Thema „Notfallbewältigung und Notfallvorsorge“ als Hilfestellung insbesondere für kleine Archive, das seit Jahresbeginn unter www.bestandserhaltung.eu online ist.
Der Nachmittag bot den ca. 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Archivtags die Gelegenheit, sich anhand konkreter Fragestellungen Grundlagen für die eigene Notfallarbeit selbst zu erarbeiten. Hier wurde bewusst das World Café als Workshop-Methode für den spontanen und intensiven Austausch gewählt.
Vortrag: Landesweite Notfallplanung. Wo steht RLP bei der Vorsorge für den Schutz des Kulturgutes? (Dr. Annette Gerlach, LBZ/LBE)
Vortrag: Notfallbewältigung und Notfallvorsorge - Ein E-Learning-Projekt (Christine Frick, Saarländisches Landesarchiv)