Ausstellung "Lebensunwert" - Entwürdigt und vernichtet

Die Ausstellung im Landeshauptarchiv Koblenz beschäftigte sich neben ihren Schwerpunkten Zwangssterilisation und Patientenmorde auch mit der Vorgeschichte der „rassehygienischen“ Diskussion seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten sowie mit dem Umgang mit den Ereignissen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Ungefähr 400 000 Menschen fielen in der Zeit des Nationalsozialismus Zwangssterilisationen zum Opfer, über 200.000 Psychiatriepatienten wurden ermordet. Von den Verfolgungsmaßnahmen betroffen waren behinderte und körperlich und psychisch kranke Menschen sowie sozial auffällige, nicht systemkonforme Menschen, die allesamt als „Ballastexistenzen“ gebrandmarkt wurden.
Bis heute ist die Gleichstellung der Betroffenen von Patientenmord und Zwangssterilisation mit anderen Opfergruppen des Nationalsozialismus nicht vollständig erfolgt. Umso mehr ist es ein Anliegen der Landesarchivverwaltung, die Thematik auf der Grundlage der Quellen des Landeshauptarchivs für den nördlichen Bereich von Rheinland-Pfalz in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Die Ausstellung, die vom 6. Dezember 2017 bis zum 31. März 2018 in den Räumen des Landeshauptarchivs gezeigt wurde, ist im Zusammenhang mit einer Fachtagung der Historischen Kommission des Landtags Rheinland-Pfalz entstanden, die im Januar 2018 im Bundesarchiv Koblenz stattgefunden hat. Aufgrund der sehr guten Resonanz der Ausstellung wurde die Präsentation um mehrere Monate verlängert. 
Anhand von durch Leihgaben ergänzte Quellen des Landeshauptarchivs sowie durch eigens für die Ausstellung angefertigte Schaubilder wurden die Zusammenhänge erläutert, die Umsetzung in der Region des nördlichen Rheinland-Pfalz aufgezeigt und mit ausgewählten Opferschicksalen veranschaulicht. Im Mittelpunkt standen dabei vor allem die Amtsärzte und Gesundheitsämter, die Erbgesundheitsgerichte, die Krankenhäuser und die dortigen Ärzte sowie die Heil- und Pflegeanstalten und ihr Personal. 
Zur Ausstellung ist ein Katalog mit gleichnamigem Titel erschienen,  der über das Landeshauptarchiv und den Buchhandel bezogen werden kann. Neben fachlichen Einführungen in die Ausstellungsthemen und der Präsentation von ausgewählten Exponaten enthält der Katalog auch zwei Beiträge zu den Quellen und deren Benutzung, die einen Einstieg in die Thematik der Ausstellung geben können. Der Katalog stellt damit auch die Brücke zu weiteren Forschungen dar, die aufgrund der guten Quellenlage möglich und aufgrund vieler offener Fragen auch dringend notwendig und wünschenswert sind. 

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